Zum bundesweiten Aktionstag des WEISSEN RINGS anlässlich des Tages der Kriminalitätsopfer fand am 22. März 2019 eine zentrale Veranstaltung in Forst unter der Schirmherrschaft des Landrates Spree-Neiße, Harald Altekrüger, statt.
Zu Beginn der Veranstaltung spielte das Quartett der Musikschule Spree-Neiße. Nachdem der Landesvorsitzende, Jürgen Lüth, die Gäste begrüßt hatte, erteilte er Carsten Billing, Dezernent für Wirtschaft, Finanzen, Ordnung, Sicherheit und Verkehr des Landkreises Spree-Neiße, das Wort. Billing, der als Vertreter des Landrates gekommen war, verbindet mit dem WEISSEN RING die finanzielle und direkte Unterstützung der Opfer von Gewalttaten und deren Angehöriger. Darüber hinaus geht es dem Verein um Aufklärung, Beratung und Vorbeugung von Straftaten. Billing hob hervor, dass der WEISSE RING bereits seit 1992 in der Region vertreten ist und hervorragend mit anderen Institutionen wie dem Frauenhaus zusammenarbeitet. Als Vertreter des Landkreises unterstrich er, dass der Verein mit der Unterstützung seiner Behörde rechnen kann. Abschließend dankte Billing den ehrenamtlichen Mitarbeitern für ihr Engagement und wünschte eine gute Diskussion nach dem Impulsreferat.
Für das Referat zum Thema „Opferrechte im Ermittlungsverfahren und in der Hauptverhandlung“ begrüßte Lüth Claudia Napieralski, die seit vier Jahren als Rechtsanwältin in Cottbus arbeitet. Sie unterstrich, dass es für sie „… ein Herzensanliegen ist, für Opfer tätig zu sein.“
Im anschließenden Podium, das die stellvertretende Landesvorsitzende Barbara Richstein moderierte, diskutierten Roman Knapik, Rechtsanwalt, Yvette Buchwald, Mitarbeiterin im Amtsgericht Cottbus, Judith Kunze, Psychotherapeutin, Corinna Diesner, Opferberatung Cottbus, und Lothar Pohle, stellvertretender Landesvorsitzender und Außenstellenleiter Spree-Neiße.
Pohle schilderte den Anwesenden, wie seine Mitarbeiter agieren, wenn sich ein Betroffener einer Straftat bei ihm als Außenstellenleiter meldet und um Hilfe bittet. „Neben der Möglichkeit, sich als Opfer direkt an eine Außenstelle zu wenden, gibt es auch eine Online-Beratung und das Opfertelefon 116 006“, schob Richstein als Werbeblock für den Verein ein. „Um die Kinder zu stabilisieren, müssten oft auch die Eltern therapiert werden“, betonte die Kinder- und Jugendpsychologin Judith Kunze. Daher unterstrich Richstein die Forderung des WEISSEN RINGS nach Traumaambulanzen auch im Land Brandenburg.
Eine weitere Ansprechpartnerin für die Opfer gibt es im Amtsgericht Cottbus. Indem sie den Betroffenen den Gerichtssaal vor einer Verhandlung zeigt und ihnen das Geschehen erklärt, nimmt Yvette Buchwald vielen die Angst davor. „Wichtig ist oft einfach nur Händchen halten und Zeit für sie zu haben.“
Als psychosoziale Prozessbegleiterin kümmert sich auch Corinna Diesner um Menschen, denen Unrecht zugefügt wurde und denen von rechts wegen Unterstützung im Gerichtssaal zusteht. „Als besonders schutzbedürftig gelten Kinder und Jugendliche“, sagt sie auf Nachfrage von Richstein und fügt hinzu, dass man diese Begleitung allerdings beantragen muss. Auch sie sieht sich mit den Betroffenen den Gerichtssaal vorher an, spielt im Zeugenzimmer mit den Kindern, um sie abzulenken oder hält den Erwachsenen die Hand vor der Verhandlung. Die Mitarbeiterin der Opferberatung in Cottbus wünscht sich ebenso wie der WEISSE RING viel mehr Traumaambulanzen, denn die einzige, die es zur Zeit noch gibt, ist nur stundenweise geöffnet – aus Kostengründen.
Judith Kunze mahnte alle, nicht von ‚Opfern‘ zu reden, „denn Opfer möchte keiner sein“. Sie schlug vor, von ‚Betroffenen einer Straftat‘ zu sprechen. Am Ende der Veranstaltung unterstrich sie ihre Bitte noch einmal: „Wir sind alle Menschen. Wir sind alle Betroffene. Und jeder hier im Saal hat eine Seite in sich, die helfen möchte.“ Das Publikum stimmte ihr durch Beifall zu.
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